Netzfreiheit (II). Wie frei darf das WWW sein?

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Inhaltsskizze

Netzfreiheit zeigt viele Gesichter, die die wenigsten kennen, obwohl die meisten täglich in sie schauen. So könnte man bildlich den Umstand umschreiben, dass das schillernde Medium „Internet“ oder „WWW“ zwar einerseits – dank seiner Möglichkeiten – das wichtigste Informations- und Kommunikationsmedium unserer Zeit geworden ist, aber andererseits die mit ihm verbundenen technischen Grundlagen und Handlungs- sowie Kontrollmöglichkeiten den meisten bisher weitgehend unbekannt geblieben sind. Langsam rücken jedoch die damit zusammenhängenden, oft freiheitsbezogenen Themen in den Fokus öffentlicher Diskurse. Schlagworte wie Überwachungsnetz, Schutz gedanklichen Eigentums, Gefährdung der Netzneutralität, Hackerangriff auf XYZ, Netzzensur, Datensicherheit etc. sind mittlerweile regelmäßig im öffentlichen Diskurs vertreten.
Das Doppelseminar „Netzfreiheit“ setzt sich das Ziel, den Begriff in seinen Bedeutungsfacetten möglichst breit und systematisch aufzuarbeiten. Aus methodischer Perspektive handelt es sich auch um ein Rechercheseminar, in welchem alle Teilnehmenden ggf. in Gruppen Teilinhalte eigenständig erschließen, aufarbeiten und gegenseitig vorstellen.

Technikphilosophischer Teil (UnivIS: 200005): In diesem Teil des Doppelseminars soll ein Überblick im Sinne eines (Mehr-)Ebenenmodells der informationstechnischen Infrastruktur/Theorien gegeben werden, auf deren Basis das heutige Internet funktioniert. Der Fokus liegt dabei auf der Frage, welche Handlungsoptionen (sowohl positive wie negative Potenziale) mit den jeweiligen Ebenen verbunden sind. Hier steht also die technisch-praktische Handlungsfreiheit im Mittelpunkt.

Technikethischer Teil (UnivIS: 200008): In diesem Teil des Doppelseminars stehen Fragen zum Freiheitsbegriff im Zentrum. Dazu werden wir eine philosophische Einführung zum Freiheitsbegriff gemeinsam erarbeiten, um den Begriff in seinem Bedeutungsspektrum auszuloten. Dann wird an ausgewählten Beispielthemen – etwa Meinungsfreiheit, Jugendschutz, Geodaten/Datensicherheit, Netzneutralität etc. – die grundsätzlich normative Spannung des Mediums untersuchen: einerseits einen (fast) unbegrenzten Freiraum für Informations- und Kommunikationshandlungen zu eröffnen und andererseits eben dadurch einen Ort zu bieten, in dem moralische Normen und auch gesetzliche Rechte unterlaufen werden (können). Hier gilt es zudem den Blick dafür zu schärfen, welchen Akteure welche Handlungsoptionen (Rechte) und welche Verantwortung (Pflichten) zukommt. Dieser Seminarteil hebt also auf die kritische Diskussion freiheitsethischer Überlegungen auf diesem Gebiet ab.

Eine Anmeldung im entsprechenden OLAT-Kurs ist für die Teilnahme obligatorisch. Der Seminarplan wird in der ersten Sitzung bekannt gegeben.

Modulzuordnung und inhaltliche Schwerpunkte

Modulzuordnung gemäß der Studienordnung im Zertifikatsstudiengangs „Forschungsethik“

• Technikphilosophischer Teil (UnivIS: 200005): MGrn M2NLT 01 (Vertiefung Wissenschaftsphilosophie, Bereich: Natur-, Lebens-, Technikwissenschaften)

• Technikethischer Teil (UnivIS: 200008): MGrn M2NLT 01 (Vertiefung Wissenschaftsethik, Bereich: Natur-, Lebens-, Technikwissenschaften)

• Technikethischer Teil (UnivIS: 200008): Fachergänzung: Modul Forschungsethik und Wissenschaftsethos, Modulcode: philFOEFE-01a

Literaturempfehlungen (vorläufige Auswahl)

Es folgen einige spannende Literaturempfehlungen, die zum Teil frei zugänglich sind.

1. Birgit Recki: Freiheit (UTB 2009)

2. Die Ringvorlesung zur Informationsfreiheit „Vertrauen ist gut, Information ist besser“: Alle Vorträge sind frei verfügbar!

3. https://netzpolitik.org/

4. Zeitartikel zur Urheberrechtsreform

5. Netzneutralität (Bundesnetzagentur)

6. Kettemann, Matthias C.; Dreyer, Stephan (Hrsg.): 50 Internet Mythen (2019)

7. Suh, Jennifer Jiyoung; Hargittai, Eszter (2015): Privacy Management on Facebook: Do Device Type and Location of Posting Matter?

8. Benedek/Kettemann: Freedom of Expression and the Internet (2. Aufl.) (Strasbourg: Council of Europe, 2020)

9. Chayko, Mary T.: Superconnected: The Internet, Digital Media, and Techno-Social Life (SAGE, verschiedene Auflagen )

10. Wagner/Kettemann/Vieth (Hrsg.): Research Handbook on Human Rights and Digital Technology. Global Politics, Law and International Relations (Cheltenham: Edward Elgar, 2019) (Paperback: 2020)

11. Boyd, Danah: It’s Complicated: The Social Lives of Networked Teens. New Haven: Yale University Press (2014).

12. Gottschalk Mazouz, Niels: Die Spezifik technisierter Überwachung- Überlegungen zu Überwachung und Macht aus technikphilosophischer Sicht. In: Gaycken, Sandro; Kurz, Constanze: 1984.exe. Gesellschaftliche, politische, juristische Aspekte moderner Überwachungstechnologien. Bielefeld: transscript Verlag (2008), 209-230

13. Weber, Karsten: Informationsethik und technisierte Überwachung. In: Gaycken, Sandro; Kurz, Constanze: 1984.exe: Gesellschaftliche, politische und juristische Aspekte moderner Überwachungstechnologien Bielefeld: transscript Verlag (2008), 283-302

14. Capurro, Rafael: Das Internet und die Grenzen der Ethik. Eine neue Informationsethik stellt sich den Ergebnissen der Medienwirkungsforschung. In: M. Rath, Hrsg.: Medienethik und Medienwirkungsforschung, Wiesbaden 2000, S. 105-126.

15. Grundlagen der Digitalen Ethik. (Stiftung Datenschutz, von der Bundesrepublik Deutschland gegründet; Initiative D21)

16. Fuchs, Michael (u.a.): Forschungsethik. Eine Einführung. Metzler, 2010

Anmeldung

Um am Seminar teilzunehmen, melden Sie sich bitte im gleichnamigen OLAT-Kurs an. Eine Einschreibung in den OLAT-Kurs ist obligatorisch für die Seminarteilnahme und eine Leistungsabgabe.